Es ist Herbst und ich muss wieder einmal raus aus dem Alltagstrott. Vier freie Tage ausnutzen.
Natürlich treibt es mich wieder auf einen Bauernhof. Diesmal ist es der Ranzinger-Hof im Bayerischen Wald, der sich selbst auch als Wohlfühl-Bauernhof bezeichnet. Warum das so ist, darf ich noch herausfinden.
Per E-Mail habe ich gebucht und mich bei Bäuerin Christiane Ranzinger gleich versichert, dass ich auch mitarbeiten darf, um mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Sie versichert mir, dass das überhaupt kein Problem ist und mich ihr Mann Bernhard schon ordentlich einteilen wird. Gut, so wollte ich es ja.
Nach dreistündiger Autofahrt komme ich an. Die ruhige Herbststimmung gefällt mir auf Anhieb. Der Hof liegt an einem Hang und alles sieht noch neu und gepflegt aus. Den Grund dafür erfahre ich später – es hat vor ein paar Jahren gebrannt und der Hof wurde neu aufgebaut.
Für Kinder scheint hier auch einiges geboten zu sein, denke ich, als mir ein ganzer Bobby-Car-Fuhrpark und eine Menge Spielgeräte ins Auge fallen, die mit Sicherheit auch von den beiden Ranzinger-Kindern, Nina und Philipp, fleißig genutzt werden.
Christiane begrüßt mich freundlich und zeigt mir meine Ferienwohnung, eine von dreien, die in einem eigenen Haus untergebracht sind. Klein, aber fein, mit komplett ausgestatteter Küchenzeile, schönem Bad und Wohn-/Schlafzimmer mit Balkon. Gerade richtig für mich. Das zur Ferienwohnung gehörende Kinderzimmer mit getrenntem Eingang benötige ich ja nicht.
Nachdem ich mein Gepäck verstaut habe ist es auch schon Zeit für den ersten Stallgang. Bernhard erwartet mich bereits und ich versorge die Kühe mit Futter.
Der Kuhstall ist neu und diesmal ist es kein Laufstall, sondern die Kühe sind angebunden. Man muss also zwischen sie, wenn man sie melken möchte. Kein Problem, denke ich mir, aber da lässt er mich noch nicht ran, der Bernhard. Seine Kühe liegen ihm am Herzen, das merkt man wenn man mit ihm redet und ihm bei der Arbeit zusieht. Da will er mich wohl noch etwas besser kennenlernen, bevor ich Hand an seine „Damen“ legen darf.
Beim Holz häckseln kann ich ihm helfen und beim Brennholz spalten, wenn ich mag, sagt er dann am nächsten Tag. Gut, das kenne ich von meinem kleinen Garten, denke ich mir. Doch als ich dann den Häcksler sehe, verschlägt es mir doch ein wenig die Sprache. Mit meinem kleinen Baumarktspielzeug hat der nur sehr wenig Ähnlichkeit.
Stämme mit bis zu 20 Zentimeter Durchmesser packt das Ding wie nichts. Deshalb gibt es vorher auch eine ordentliche Sicherheitsunterweisung. Unmengen von Ästen der Bäume, die er ein paar Tage zuvor gefällt hat, werden zu Hackschnitzeln verarbeitet und dienen dann zur Beheizung des Hofes. Ich merke schnell, dass Holz mindestens zweimal warm macht. Beim Verarbeiten und beim Heizen.
Nach ein paar Stunden spüre ich jeden Muskel und trotzdem fühle ich mich gut. Körperliche Arbeit macht manchmal einfach den Kopf frei. Und dann darf ich erleben, warum sich der Ranzinger-Hof auch Wohlfühl-Bauernhof nennt.
Christiane Ranzinger ist gelernte Masseurin und bietet auf ihrem Hof ein umfangreiches Wellness-Programm an. Massagen aller Art kann man hier genießen und die kann ich nach der Holzarbeit brauchen. Mit ihren „magischen Händen“ sorgt sie dafür, dass ich Tags darauf kein bisschen Muskelkater verspüre. Bereits da entschließe ich mich, dass das nicht mein letzter Besuch auf dem Hof sein wird.
Am Tag des Abschieds verrät mir Christiane, dass sie mir – sozusagen als kleines Dankeschön für die Hilfe – noch zwei Lachsforellen aus dem hauseigenen Fischweiher mitgeben möchten und Bernhard schon seit einer Stunde am Angeln ist. Aber die Fische beißen wohl nicht. Das muss ich mir natürlich ansehen und wir spazieren zum Teich.
Was ich dann sehe, bezeichne ich seither als „Fischen auf Bayerisch“. Bernhard ist dabei, den Teich abzulassen. Er muss ihn sowieso reinigen und dann kriegt er die Fische leichter, meint er gelassen. Eine Begebenheit, die mich immer noch zum Schmunzeln bringt, wenn ich daran denke und wohl ein Beispiel für echte bayerische Gastfreundschaft. Die Forellen haben dann zuhause hervorragend gemundet. Danke!
Mein Fazit
Am Ranzinger-Hof ist man sehr gut aufgehoben, wenn man Wellness-Urlaub am Bauernhof erleben möchte. Familien mit Kindern finden umfangreiche Betätigungsmöglichkeiten rund um den Hof, Alleinreisende und Paare können sich mit Massagen verwöhnen lassen. In der näheren Umgebung gibt es zahlreiche Ausflugsziele, wie zum Beispiel die Westernstadt Pullman City (sehr empfehlenswert). Ein wunderbarer Urlaubsort mit sehr netten Gastgebern.
Ich bin Thomas Reicher, begeisterter Bauernhofurlauber, Inhaber einer Werbeagentur in Kufstein, Internetportalbetreiber, Fotograf, Bauernhofblogger… Mehr über mich.